Musikalische Perlen in der Basilika Ochsenhausen

11.10.2022

Die Vorankündigung für das Konzert des Liederkranzes Ochsenhausen versprach nicht zu viel und lockte am 9. Oktober eine große Besucherzahl in die Basilika St. Georg: Im Programm kreisten um den „Star“ Wolfgang Amadeus Mozart quasi planetar zahlreiche Werke seiner Zeitgenossen.

Zu den Komponisten, deren Werke auf dem Konzertprogramm standen, gehörten solche, deren Namen man kaum kennt – Florian Gassmann, Jan Antonin Kozeluh, Leopold Hofmann –, aber auch bedeutende wie die Brüder Joseph und Michael Haydn, Mozarts Vater Leopold oder sein angeblicher Widersacher Antonio Salieri. Aufgereiht waren die Perlen an der Schnur der Wiener Klassik mit ihrem heiter-verspielten Grundzug, der wunderbar in den Ochsenhausener Kirchenraum passte. Vorweg: Eine positive, wohlige Gesamtstimmung herrschte vom ersten bis zum letzten Ton – und dies, obwohl man sich kaum zurücklehnen konnte. In fliegendem Wechsel folgte ein Glanzpunkt auf den nächsten, und auch innerhalb der Werke war das ständige Alternieren zwischen Tutti- und Solopassagen ein spannendes Strukturelement. Das erforderte besonders vom Chor höchste Aufmerksamkeit und offenbarte eine sorgfältige Vorbereitung.

Einen wunderbaren Ruhepunkt verschaffte Christian Prader mit seiner ausdrucksstarken Interpretation des „Andante in C für Flöte und Orchester“ von Wolfgang Amadeus Mozart, gefolgt von einem Duett für Sopran und Tenor von Leopold Mozart: Die überregional bekannte Sopranistin Verena Gropper und der aus Ochsenhausen stammende Tenor Jonas Salzer dokumentierten dabei ihre Professionalität und hohe stimmliche Qualität, wie es danach in der Messe noch einmal zum Ausdruck kam. Basilika-Organist Thomas Fischer brillierte als Solist in einer passend platzierten Kirchensonate. Intermusikalische Zäsuren waren auch die von Gudrun Hölz vorgelesenen Übersetzungen der lateinischen Texte, die zum besseren Verständnis der Musik hilfreich waren – eine gute Idee!

Einen besonderen Platz im Konzert nahm Antonio Salieris „Recordare“ aus seinem Requiem ein: Man vermutete zunächst einen Fremdkörper im sonst so heiteren Gesamtkonzept, aber außer dem Ausbruch beim dramatischen „Confutatis“, der Schilderung des Jüngsten Gerichts, verströmte dieser Bittgesang mehr Innigkeit als Trauer, und die warme Klangfarbe des Englischhorns (Andrea Braun) unterstützte diese Zuversicht.

Schluss- und Höhepunkt des Programms war Mozarts „Missa in C“, die sogenannte Spatzenmesse, die noch einmal das ganze Tutti und das Solistenquartett erforderte (mit Eva Kappler und Bernd Otto als Alt- und Basssolisten). Zu den ständig geforderten Streichern traten nun wieder Trompeten samt Pauke, die allesamt zum professionellen Musikerkreis um Günther Luderer gehören. Man merkte kaum, dass diese scheinbar so leichtfüßig daher kommende Messe dem Chor einiges abverlangt, zum Beispiel die Koloraturen im Kyrie oder die expressiven verminderten Intervalle im Gloria. Wie zuvor bei allen „Glitzersteinchen“ meisterte der Liederkranz auch diese Klippen mühelos, dank der peniblen Einstudierung und Leitung von Walter Gropper, der wie immer ein außergewöhnliches Programm zusammenstellte. (LW)

Foto: Benno Hölz

Kirchenmusikalische Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und seinen Zeitgenossen führte der Liederkranz Ochsenhausen in der Basilika St. Georg auf.