Liederkranz erfüllt den Kirchenraum mit Bruckners „Requiem“ (Schwäbische Zeitung)

22.11.2006

Der Liederkranz Ochsenhausen hat Bruckners „Requiem“ in der Klosterkirche St. Georg dargeboten. Die Aufführung dieser selten zu hörenden Totenmesse bestätigte den Liederkranz als einen der leistungsfähigsten Laienchöre der Region.

Diese romantische Partitur erforderte Homogenität des Chorklangs und Flexibilität im Ausdruck, so wie in den extremen Gegensätzen des einleitenden „Requiem aeternam“ mit seinen flehenden Bittrufen und dem dramatischen „Dies irae“, mit seinen eruptiven Mahnungen zum letzten Gericht. Vor allem aber die vielen äußerst langsamen Adagiosätze verlangten vom Chor einen großen Atem und innere Spannkraft.

Getragen und animiert wurde der Chor vom professionellen Streichorchester „con brio“ unter Konzertmeister Günther Luderer. Damit waren Souveränität und Solidarität zwischen Chor und Solisten gewährleistet. Das Solistenquartett mit Verena Gropper, Alexandra Schmid, Johanes Nohl und Klaus brecht brachte sich als Dialogpartner zum Chor oder im Ensemble in das Gesamtgeschehen ein, nie auftrumpfend, sondern dem Anlass gemäß mit gemessenem Ausdruck.

Bekanntes Gütezeichen des Ochsenhausener Chores sind seine in sich schlüssigen Programme, was ein Verdienst von Chorleiter Walter Gropper ist. So stellte er dem Hauptwerk des Konzerts drei kleinere Kompositionen französischer Zeitgenossen Bruckners gegenüber und ergänzte somit das Requiem zu einer Totenmesse, wie es liturgischer Brauch im katholischen Gottesdienst ist. Die Altistin Alexandra Schmid fügte dem Requiem das „Ave Maria“ von César Franck an und sang es mit ihrer wunderbaren metallischen Stimme, die sich in den hohen Lagen mühelos gegen die Posaunen und Streicher durchsetzte. In den Verlauf des Requiems eingefügt hat Walter Gropper ein „Pie Jesu“ aus der „Messe de Requiem“ von Gabriel Fauré, da Anton Bruckner diesen innigen Text aus der Liturgie nicht vertont hat. Ausgerechnet diese „Anleihe“ geriet zu einem Höhepunkt des Konzerts, zum einen weil Fauré mit dieser Komposition ein äußerst eindrucksvolles Werk gelungen ist, vielleicht sein schönstes überhaupt, und zum anderen weil es Verena Gropper so ergreifend und schlicht zugleich interpretierte.

Ein „Vater unser“ sollte das Konzert beschließen und mit Charles Gounods „Pater Noster“ schaffte es der Chor noch einmal, alle seine Kräfte zu entfalten und in einer mächtigen Schlusssteigerung mit dem „Amen“ den Kirchenraum klangstrahlend zu füllen. Die ernsten Klänge des „Aequale“ für drei Posaunen, die den jüngsten Tag mahnen und aus der Stille heraus hinter dem Kreuzaltar erklangen, schienen das düstere Präludium vergessen zu machen, vor allem angesichts des positiven Dur-Schlusses dieses „Pater Noster“. wkh