Schöner klang’s auch nicht zu Klosters Zeiten (Schwäbische Zeitung)

23.10.2008

Der Gesangverein Liederkranz Ochsenhausen hat mit seinem Dirigenten Walter Gropper Psalmvertonungen aus vier Jahrhunderten einstudiert, ebenso der Kammerchor Tritonus unter der Leitung von Klaus Brecht. Zusammen gaben sie ein beeindruckendes Konzert im Chor der ehemaligen Klosterkirche St. Georg in Ochsenhausen.

„Laudate Dominum“ – sinnvoller hätte man dieses Konzert nicht beginnen können. Beide Chöre waren vor dem Altar aufgestellt. Die Frauenstimmen des Tritonus führten hell klingend in die Zeit um 1600, als Gregor Aichinger den 150. Psalm vetonte. Dann setzten die über 70 Stimmen des Gesamtchores festlich ein. Bei jeder neuen Strophe kam eine Stimme dazu, der große Doppelchor folgte, bis nach dem sechsstimmigen Vers der Schlusschor dieses grandiose Gotteslob vollendete. Obwohl Salomone Rossi ein Zeitgenosse des Gregor Aichinger war, klang sein hebräisch gesungener Psalm 128 viel archaischer mit seinen zahlreichen Wechseln in Tempo und Klangfarbe. Der Liederkranz meisterte das aber hervorragend.

Für den achtstimmigen Doppelchor über den Psalm 98 von Johann Pachelbel, 100 Jahre später entstanden, waren die etwa 20 Sänger des Tritonus die paar Stufen rechts hinuntergestiegen und sangen dort als Echo des großen Chores diese wunderschöne Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“.

Carl Loewe hat nicht nur Balladen komponiert, sondern auch den Psalm 51 vertont, voll romantischen Wohlklangs. Der Psalm 84 war ein sehr schlichter Lobgesang auf die lieblichen himmlischen Wohnungen, in Töne gesetzt von Friedrich Kiel. Sein gleichaltriger Zeitgenosse Louis Lewandowski hat für den 67. Psalm zu dem vierstimmigen Chor noch ein Sopransolo geschrieben, das mit der jungen Stimme von Julia Bedau ganz anrührend erklang, dezent an der Orgel begleitet von Ulrich Werther. Beim Psalm 23 umspielte die Orgel dann den vierstimmigen Frauenchor so wunderschön, dass sich die Sängerinnen, um die Orgel geschart, schier selbst übertrafen – so hat es sich Franz Schubert wohl vorgestellt.

Nun folgten vier Psalmvertonungen von Felix Mendelssohn. Beim 100. und beim 91. Psalm sang Tritonus unsichtbar hinter dem Altar, und dadurch besonders anrührend, mal zart und verhalten, dann wieder mit kräftigem Klang, in den der Liederkranz dann jubelnd einstimmte. Engelsgleich sangen Julia Bedau, Julia Bachmor und Antje Licht „Hebe deine Augen auf“, das Terzett aus „Elias“, das wie aus himmlischen Sphären aus dem Unsichtbaren erklang. Für die Motette „Richte mich, Gott“ vermischten sich beide Chöre zu einem achtstimmigen Doppelchor, der diesen 43. Psalm besonders eindrucksvoll gestaltete.

Ganz neue Psalmen Auch im 20. Jahrhundert wurden noch Psalmen ansprechend vertont. Tritonus sang den Psalm 118 von Urmas Sisak (*1960), sehr bewegt mit interessanter Rhythmik und bestimmendem Bass, über dem sich die helleren Stimmen kraftvoll entfalteten. Das Gloria ließ der Chor wie eine Glocke schwingen.

Beim 141. Psalm von Jozef Swider (*1930) konnte die Höß-Orgel markante Akzente setzen. Der Liederkranz übernahm hier den leiseren Part, der Tritonus die lebhafteren. Beide Chöre agierten wunderbar miteinander, beide Dirigenten hatten alle ihre Sängerinnen und Sänger bestens vorbereitet, so dass dieses anspruchsvolle Programm, das „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ überschrieben war, wahrlich zu einem klingenden Gotteslob wurde, wie es schöner wohl auch zu Klosters Zeiten nicht geklungen hat. Die Zuhörer waren restlos begeistert. Jutta Ronellenfitsch