Ein Haydn-Spaß: Liederkranz feiert heiter im Bibliotheksaal (Schwäbische Zeitung)
18.10.2011
Der Gesangverein „Liederkranz Ochsenhausen“ hatte zu seinem Jahreskonzert eingeladen, und nun wartete das Publikum im voll besetzten Bibliotheksaal gespannt darauf, was die Sängerschar mit ihrem rührigen Dirigenten Walter Gropper wohl diesmal bieten würde. Und es wurde, wie versprochen, ein „Haydn-Spaß“.
In diesem Jahr gibt es ja sehr viele Jubiläen zu feiern, und so wurde ein üppig garniertes Geburtstagsfest inszeniert. Die einziehenden Sänger legten jeder ein hübsch verpacktes Präsent auf einem „Geburtstagstisch“ ab und begannen auch gleich mit einem fünffach variierten „Happy birthday“, passend zu jedem der Geehrten. Das wurde dann von Max Hadwiger, der humorvoll und kenntnisreich durchs Programm führte, genauer erklärt, und oben auf der Galerie hängte ein reizendes Kammerkätzchen (Brunhilde Bürgin) die zugehörigen Gemälde auf. So kamen nacheinander Felix Mendelssohn Bartholdy ( 1809), Joseph Haydn († 1809), Georg Friedrich Händel († 1759), Friedrich von Schiller ( 1759) und Harald Genzmer
(* 1909) mit geschickt eingebauten „Erkennungsmelodien“ an die Reihe.
Die Männer durften noch, Schiller zu Ehren, „Mit dem Pfeil dem Bogen“ aus „Wilhelm Tell“ singen, und das Räuberlied erinnerte an des Dichters Sturm- und Drang-Zeit, ein übermütiges Studentenlied. Am Flügel begleitete Klaus Brecht oder stimmte mit ein paar Akkorden auf das nächste Lied ein. „Der Kläffer“, von Hundegebell eingeleitet, erinnerte an Harald Genzmer, der noch im hohen Alter 1994 die Landesakademie besucht hat. Und dann ertönten auf einmal wohl bekannte Akkordeonklänge – Herbert Durach spielte „La Paloma“, aber was hatte das mit diesem Geburtstagsfest zu tun? Die Quizfrage wurde gelöst – der Komponist dieses Ohrwurms wurde auch 1809 geboren. Wer hätte das gewusst und Sebastian de Yradier gekannt?
Jetzt durfte der Chor zu Hochform auflaufen, denn es wurde romantisch mit Mendelssohns „Sommernachtstraum“ und „O Täler weit, o Höhen“. Eine mutige junge Chorsängerin, Julia Dominique, entschwebte „Auf den Flügeln des Gesangs“, von Klaus Brecht am Klavier begleitet. Händel war ja schon in der Geburtstagshymne mit dem Halleluja geehrt worden, nun erklang sein „Harmonischer Grobschmied“ in zwei Versionen, einmal gesungen, einmal im Original am Flügel mit Verve musiziert von Carolin Schreier, einer Schülerin des hiesigen Gymnasiums.
Nachdem man sich in der Pause mit Schillerwein und Wein aus Haydns Heimat gestärkt hatte, war der zweite Teil des Konzerts ganz Joseph Haydn gewidmet. Max Hadwiger stellte sich mit Perücke und feierlichem Bratenrock, würdig wie ein Graf, als alternder Komponist vor und erzählte aus seinem Leben, pantomimisch assistiert oben auf der Galerie von seiner Gattin (Brunhilde Bürgin) und seiner italienischen jungen Freundin (Nora Martin). Dazu erklang eine Reihe passender Chorlieder, die das eben in Worten geschilderte in harmonischste Töne umsetzte. Hier zeigte der Chor unter dem versierten Dirigat Groppers wieder seine gute Schulung. Markus Dominique lieh sich kurz Perücke und Rock und sang als junger Haydn seine Geliebte an, die ihm natürlich auf Italienisch antwortete (Signor voi sapete). Köstlich wurde das „Lob der Faulheit“ interpretiert, obwohl das doch gar nicht zu diesem so fleißigen Komponisten passt, und genauso humorvoll erklang dann das „Ochsenmenuett“, ein derber Bauerntanz, von zarten Fingern kraftvoll musiziert (Schreier). Mit einem Lob auf den Wein beendete der Liederkranz dieses wahrlich einfallsreiche, wohl gelungene Konzert. Natürlich erst nach einer Zugabe ließen die begeisterte Zuhörer die Sängerschar ziehen.
Jutta Ronellenfitsch