Rosenlieder im voll besetzten Bibliothekssaal
27.10.2015
Schön ist sie, aber auch schmerzhaft und schnell verblüht: die Rose. Deshalb wird sie auch gern als Bild für die Liebe verwandt. So waren auch die 27 Rosenlieder, die der Liederkranz Ochsenhausen in seinem Konzert „Des Sommers letzte Rose“ im vollständig ausverkauften Bibliothekssaal der Landesakademie präsentierte, von Glück und Wehmut gleichermaßen durchwoben.
Wunderbar passend zur Jahreszeit wählte der Liederkranz „Des Sommers letzte Rose“ zum Titel seines Jahreskonzertes – und natürlich wurde dieses irische Volkslied im Satz von Friedrich Silcher zu einem der Höhepunkte des Rosenreigens. Wer Furcht hatte, die angekündigten Rosenlieder würden möglicherweise zu üppig, süßlich oder kitschig, konnte sich schnell vom Gegenteil überzeugen. Dirigent Walter Gropper gelang es, die Chorsätze, die in der Mehrzahl aus dem 19. Jahrhundert stammten und romantischer Natur waren, emotional und doch ohne überflüssiges Schmalz, gewissermaßen geradlinig zu zeigen. Besonders die Konzertteile „Liebesfreud“ mit „Erlaube mir feins Mädchen“ von Johannes Brahms, „Keine Rose, keine Nelke“ von Friedrich Silcher in einem Satz von Walter Gropper und „Im Herbst“ mit „Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen“ von Robert Stolz in einem Satz von Wolfgang Heinzel, gelangen dem über vierzigköpfigen gemischten Chor mit besonderer Strahlkraft und farbenfroh.
Mit Walter Gropper verfügt der Liederkranz Ochsenhausen über einen Chorleiter, der bei fehlenden Chorsätzen schon mal selbst zur Feder greift, um dem Chor die Fassung quasi auf den Leib zu schreiben – sehr schön zu beobachten beim bekannten Volkslied „Jetzt gang i ans Brünnele“, dessen Diskrepanz zwischen tragischem Text und unbekümmerter Melodie Groppers Satz weiter verstärkte. Mit „Kume, kum, Geselle min“ aus der Carmina Burana erfolgte ein kleiner Ausflug ins 13. Jahrhundert, und das Volkslied „Es blühen rote Rosen“ aus der Batschka wurde durch den modernen Satz von Johannes H.E. Koch zu einer willkommenen Erweiterung.
Mehr als nur ein Ausflug in die große Kunstmusik waren die zwei Nummern aus den „Zigeunerliedern“ von Brahms – „Rote Rosenknospen“ und „Himmel strahlt so helle und klar“ – sowie Antonin Dvoraks „Ging einst ein Mägdelein“: Sie zeigten, wie sich der Liederkranz gerade in diesem Stil zu Hause fühlt.
Begleitet wurden der Chor abwechselnd von Theresia Lang am Flügel und vom Celloquartett der Jugendmusikschule Ochsenhausen. Die Pianistin, aber auch die vier jungen Frauen begleiteten einfühlsam und bewiesen auch immer wieder in diversen Soloeinschüben ihr Können. Gleich zu Beginn eröffneten die Cellistinnen mit dem Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ von Michael Praetorius, das als Hommage an die Rose im religiösen Liedgut dem Konzert vorangestellt wurde, wie Sprecher Max Hadwiger erläuterte. Er ergänzte den musikalischen Reigen durch kurze Erläuterungen und Gedichte.
Die Sopranistin Christine Schmidt verlieh dem musikalischen Rosengarten aus dem Bereich der leichten Muse eine weitere Facette. Die Lieder „The Rose“ und „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, durften dabei ebenso wenig fehlen wie die „Weißen Rosen aus Athen“ und „La vie en rose“, die Schmidt besonders überzeugend gelangen. Die Chansons wurden von Stefanie Sauter am Schlagzeug und Herbert Durach am Akkordeon begleitet. Und auch die Zugabe, die vom begeisterten Publikum im ausverkauften Bibliothekssaal eingefordert wurde, konnte dem Thema des Abends Genüge tun: „Guten Abend, gut’ Nacht, mit Rosen bedacht“. Der Kreis zum Eingangslied mit weihnachtlichem Bezug wurde hier geschlossen, so dass das Ende des Konzerts ebenso wie das gesamte Programm äußerst stimmig gestaltet war. Marianne Schneider