Großer Beifall für starke Typen und schräge Vögel
29.10.2017
Bei seinem Jahreskonzert im vollbesetzten Bibliothekssaal der Landesmusikakademie in Ochsenhausen begeisterte der Liederkranz Ochsenhausen sein Publikum mit abwechslungsreichen Werken rund um das Thema „Große Männer, starke Typen und schräge Vögel“.
Gerne erinnert man sich an ein Konzert des Liederkranzes, als er vor etlichen Jahren „Frauenpower“ zum Motto machte und ausschließlich Werke von Komponistinnen ins Programm setzte. Nun standen „Große Männer, starke Typen und schräge Vögel“ im musikalischen Visier, angefangen von Martin Luther bis hin zum lieben Augustin; der erste mit einer deftigen Moralpredigt, der letzte mit einer Portion Galgenhumor. Und so wechselten im Programm Typen, Charaktere, Heiteres und Nachdenkliches, Chorisches und Solistisches einander ab, stets eingeleitet und kommentiert von den beiden Moderatoren Max Hadwiger und Regine Kämper-Brecht. Da erfuhr man die Entstehungshintergründe der „Forelle“, die der Chor in der Originalmelodie von Christian Friedrich Daniel Schubart sang oder hörte die ergreifende Todesszene Winnetous, zu der Karl May sein „Ave Maria“ für Männerchor komponierte.
Wie leistungsfähig der Liederkranz in „getrennten Formationen“ ist (und mit Julia Dominique auch eine „hauseigene“ Chorsolistin besitzt), bewies auch der Frauenchor, der nach der Pause zwei Chorballaden von Walter Gropper aufführte. Fulminant musiziert wurde „Der Feuerreiter“, dessen virtuose Klavierbegleitung Martin Straub brillant meisterte. Wen wundert‘s: Er hat sie selbst zum Chorpart Walter Groppers komponiert! Im ganzen Konzert erwies sich der Pianist als äußerst versierter Begleiter, was sich bei kleinen improvisierten Überleitungen genauso zeigte wie in anspruchsvollen Parts, so in Schuberts „Forelle“, die man als Pendant zur Schubart‘schen „Forelle“ in der Zugabe hörte. Diese wurde dem Solisten des Abends überlassen, dem Bariton Christos Pelekanos aus Frankfurt. Natürlich folgte auch er in seinen Liedbeiträgen dem Motto des Konzerts, und so „erzählte“ er in einer Ballade von der Königswahl Heinrichs I. oder schlüpfte in dem anrührenden Lied aus Lortzings „Zar und Zimmermann“ in die Rolle Zar Peters des Großen. Zusammen mit dem Frauenchor sang Pelekanos den „König von Thule“, eine treffliche Stimmenkombination.
Dem ausdrucksvoll singenden Solisten und Profi stand der Chor in seinem Ausdruckswillen kaum nach und erwies sich wieder einmal als ambitionierter Amateurchor. Im durchkomponierten Volksliedsatz vom „lieben Augustin“ bewältigten die Sängerinnen und Sänger die harmonischen und rhythmischen Klippen bravourös.
Das in sich stimmige und spannende Programm zeigte in gewohnter Weise die Handschrift Walter Groppers, der für die Einstudierung den Chor offensichtlich in Gänze fordert und im Konzert für die musikalische Konzentration sorgt. Der herzliche Beifall im vollbesetzten Bibliothekssaal bewies, wie sehr der Ochsenhausener Liederkranz viele Besucher anzieht, die klassische Chormusik schätzen.